Röntgenkontrastmittel bei Patienten mit Risiko jodinduzierter Schilddrüsenfunktionsstörungen
Es gibt kein evidenzbasiertes Konzept zur Prophylaxe jodinduzierter Schilddrüsenfunktionsstörungen.
Das unten angeführte Schema stellt ein mögliches Protokoll vor, wie es auf Basis der bisher vorliegenden Evidenz in vielen österreichischen Institutionen angewandt wird.
1.) Einnahme von Schilddrüsenhormon im Rahmen der Behandlung einer Hypothyreose:
- Kontrastmittel kann gegeben werden.
2.) Bei Risikopatienten vor geplanter Kontrastmittelapplikation TSH-Bestimmung:
- Bekannte bestehende Schilddrüsenüberfunktion
- Zustand nach Schilddrüsenüberfunktion
- Klinischer Verdacht auf eine Schilddrüsenüberfunktion
- Tastbare Struma
- Wenn TSH < 0,3 mU/l: zusätzlich Bestimmung der freien Schilddrüsenhormone
Prophylaktische Therapie beim Risikopatienten:
Elektive Untersuchung: Vor Kontrastmittelgabe Abklärung in einem Schilddrüsenzentrum. Bei entsprechender Indikation definitive Therapie vor Kontrastmittelgabe.
Dringliche Indikation: Wenn möglich Vorstellung in einem Schilddrüsenzentrum. Andernfalls prophylaktische Therapie beginnen.
Notfall: Prophylaktische Therapie beginnen.
Beginn der prophylaktischen Therapie beim Risikopatienten:
Gabe von Perchlorat Tropfen peroral entsprechend dem Beipacktext:
- Je 40 Tropfen 2-4 Std. vor und nach Kontrastmittelgabe,
- dann 3 x tgl. 21 Tropfen für 7-14 Tage.
- Kontrolle der Schilddrüsenfunktion nach spätestens zwei bis vier Wochen
- Thiamazol nur nach strenger Indikationsstellung
- Zeitnahe Vorstellung in einem Schilddrüsenzentrum
Dieses Schema wurde im Mai 2016 von der Österreichischen Schilddrüsengesellschaft zusammengestellt.
Verfasser: Wolfgang Buchinger (Gleisdorf, Graz), Alois Gessl (Wien), Michael Krebs (Wien) und Georg Zettinig (Wien)
unter Mitarbeit von Alexander Becherer (Feldkirch), Hans Jürgen Gallowitsch (Klagenfurt), Thomas Leitha (Wien), Siroos Mirzaei (Wien), Franz Prasch (Mödling), Rupert Prommegger (Innsbruck), Gundula Rendl (Salzburg), Wolfgang Schima (Wien), Wolfgang Zechmann (Birgitz)
Die Empfehlungen der Österreichischen Schilddrüsengesellschaft dienten unter anderem als Grundlage für die "2021 European Thyroid Association Guidelines for the Management of Iodine-Based Contrast Media-Induced Thyroid Dysfunction" der Europäischen Schilddrüsengesellschaft:
European Thyroid Association Guidelines for the Management of Iodine-Based Contrast Media-Induced Thyroid Dysfunction